Viele unserer schmerzhaften Muster werden von einer Generation auf die nächste weitergegeben. Sie können sich nach außen auf dieselbe Weise zeigen oder auch in anderer Art. Manchmal erscheinen Symptome aber nur innerlich und zeigen sich nach außen vielleicht lediglich als fehlendes Selbstvertrauen oder Selbsthass, nicht selten als Depression und Lebensangst.

In manchen Familien werden Generation um Generation Kinder unehelich geboren, in anderen Familien gibt es über Generationen hinweg Vergewaltigungen. Ebenso lässt sich beobachten, dass es Familien gibt, in denen sich über Generationen Menschen das Leben nehmen. Bestimmte Gefühle und schmerzbringende Muster wiederholen sich.

Ich habe auch gesehen, dass die Veranlagung für bestimmte Krankheiten wie Rückenleiden, Migräne oder Krebs über Generationen weitergegeben wird, und ich habe gesehen, dass gebrochene Herzen von einer auf die nächste Generation vererbt werden.

In der Bibel heißt es, die Sünden der Väter würden auch noch die dritte und vierte Generation befallen (2Mose 20,5). Im Buch Ezechiel finden wir den treffenden Satz: „Die Väter essen saure Trauben und den Söhnen werden die Zähne stumpf“ (Ezechiel, 18,2). Das bedeutet nichts anderes, als dass Probleme von einer Generation auf die nächste weitergegeben werden.

Wir sind auf unbewusster Ebene mit unseren Vorfahren verbunden wie in einem Netz. Auch wenn wir diese Verbundenheit und Zusammengehörigkeit nicht spüren, ist diese doch wirksam.

Wenn jedoch der Schmerz vererbt werden kann, kann auch die Heilung zurückvererbt werden. Das bedeutet, dass wir auf einer energetischen Ebene die Irrtümer vergangener Generationen heilen können.

Wir alle besitzen die Kraft des Heilens, vorausgesetzt wir lernen, diese Kraft richtig einzusetzen. Wir alle tragen in uns die Möglichkeit, uns und die Welt zu verändern.

Geeignete Formen, uns diese unbewussten Verstrickungen mit vergangenem bewusst zu machen, sind Familienaufstellungen. Aufstellungen haben zum einen eine diagnostische Funktion. Sie zeigen uns, wo wir auf unbewusster Ebene ungut mit noch Lebenden in unserem nahen Umfeld, aber auch mit unseren Vorfahren verbunden sind. Diese unguten, lebensfeindlichen Verbindungen nennt man in der systemischen Psychotherapie „Verstrickungen“. Das Netz ist eben nicht gut gestrickt, sondern ver-strickt.

Aufstellungen bleiben aber nicht dabei stehen, diese unguten Verbindungen aufzuzeigen, sondern suchen Wege zur Heilung. Das Ritual der Familienaufstellung will die Ver-Strickung rückgängig machen und die falsch geknüpften Knoten lösen und in Folge das Netz neu mit guten Verbindungen knüpfen.

Wenn wir beispielsweise verstehen, was unsere Mutter oder unser Vater gefühlt haben und warum sie sich so verhalten haben, wie sie es taten, können wir aufhören über sie zu urteilen und ihre Liebe wieder spüren und uns neu mit ihnen verbinden. Wenn wir eine fehlerhafte Überzeugung aufgeben, verändert sich nicht nur unsere Wahrnehmung eines einzelnen Ereignisses, sondern unser ganzes Leben. Damit verändern sich auch unsere Beziehungen, und alle Menschen, mit denen wir unser Leben teilen, werden von diesen Veränderungen profitieren. Sobald wir unsere Vergangenheit anders wahrnehmen, schreiben wir unsere Lebensgeschichte neu. Verändern wir das fehlerhafte Skript aus der Vergangenheit, so werden alle Beteiligten von den negativen Grundmustern erlöst, die die Ursache für emotionalen Schmerz und Krankheit sind. Dann kann das Drehbuch zu unserem Lebensfilm neu geschrieben werden und aus dem Drama von einst kann ein richtig schöner Film entstehen, in welchem Lebensfreude und Glück die Hauptrollen spielen.

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