Krisen & Chancen

Wir sollten dankbar sein für unsere Lebenskrisen

Krisen fordern mich auf, mein Leben genauer zu betrachten und gegebenenfalls zu hinterfragen

 

Fragezeichen

 

Was bleibt,
Wenn nichts mehr bleibt?
Ein für allemal?

Was trägt,
Wenn nichts mehr trägt?
Wenn der tragende Grund
Als Abgrund sich erweist?

Was begründet dich,
Wenn nichts mehr gründet?
Wenn das Fundament deiner Existenz
Sich morsch und brüchig zeigt?

Was hält,
Wenn alles haltlos wird?
Wenn die Haltlosigkeit deines Daseins offenbar wird -
Und du ins nachtschwarze Nichts zu fallen drohst?

Wenn nichts mehr zu machen ist?
Und sich auf Fragen keine Antworten mehr einstellen?
Was ist zu tun,
Wenn alles Machbare getan 

Was?

 

 

Kaum einer kommt umhin, sich irgendwann einmal in seinem Leben die grundsätzlichen Fragen nach dem „was“ und dem „warum“ zu stellen. Die Krisen in unserem Leben zwingen uns dazu. Krisen, egal welcher Art, drängen uns dazu darüber nachzudenken, was in unserem Leben nicht mehr stimmt. Sie zeigen die Notwendigkeit einer Veränderung auf und ermuntern uns zum Handeln. Durch den Leidensdruck der Krise wird ein Mensch aufgefordert, sein Leben, seine Beziehungen, seine Arbeit etc. neu zu überdenken. Krisen sind Wegweiser in eine neue Richtung.

Krisen gehören zum Leben, auch wenn wir uns in solchen Zeiten kaum vorstellen können, dass wieder Licht ins Dunkel unseres Daseins kommt. Doch sie haben auch ein anderes, viel freundlicheres Gesicht: Sie können auf positive Veränderungen hinweisen und Kräfte ungeahnten Ausmaßes freisetzen. Das gilt für persönliche Lebenskrisen ebenso wie für Krisen in unserer Partnerschaft oder bei der Arbeit.

 

Krisen fordern mich auf, mein Leben genauer zu betrachten und mich zu hinterfragen: 

  • Sind in der Vergangenheit wichtige Wünsche und Bedürfnisse von mir auf der Strecke geblieben?
  • Definiere ich mich zu sehr über Leistung und verliere das Wesentliche aus dem Blickfeld?
  • Was ist aus meinen Träumen geworden? Habe ich diese im Keller meines Lebenshauses weggesperrt?
  • Wie gehe ich mit mir selbst um? Urteile ich hart über mich oder kann ich mich freundlich anschauen?
  • Bin ich in einem Beziehungsmuster gefangen, das mich unglücklich macht?
  • Welche Vorstellungen und Visionen habe ich von Partnerschaft und Beziehung?
  • Finden meine sexuellen Wünsche Erfüllung? Habe ich den Mut, diese meinem Partner/Partnerin gegenüber offen zu äußern?
  • Was ist schlimm daran, wenn mein Kind ganz andere Wege geht, als ich mir das wünsche?

 

Manchmal brauchen wir Unterstützung bei der Bewältigung von Krisen

Doch manchmal haben wir nicht genügend Kraft für die Bewältigung unserer Schwierigkeiten. Wir stecken fest zwischen dem Wissen, dass Altes und Gewohntes verloren gegangen ist und das Neue – die Lösung des Problems – uns noch nicht zur Verfügung steht. Wir befinden uns dann in einer typischen Schwellensituation. Diese Erfahrung, auch Krise genannt, kann mit sehr intensiven und ständig wechselnden Emotionen verbunden sein und ein tiefes Gefühl von Unsicherheit auslösen. Manche Menschen entwickeln in dieser Zeit – ausgelöst durch das Erleben von Handlungsunfähigkeit und Ohnmacht – Ängste und Depressionen, verbunden mit dem Gefühl, vielleicht „verrückt“ zu werden. Das Selbstwertgefühl schwindet. Hier kann Beratung und Begleitung helfen, wieder Boden unter den Füßen zu spüren und verantwortbare Lösungen zu finden.

Typische Erfahrungen, die in der Lage sind, Krisen auszulösen, sind z.B.

  • schwere und/oder chronische Krankheiten
  • Trennung und Scheidung, Verlusterfahrungen
  • Außenbeziehungen, die die Paarbeziehung in Frage stellen
  • der Übergang vom Liebespaar zum Elternpaar und umgekehrt
  • Entfremdung vom Partner, aber auch die Entfremdung von sich selbst
  • Einsamkeit und Verzweiflung
  • Arbeitslosigkeit, verbunden mit dem Gefühl von Sinn- und Wertlosigkeit
  • wiederkehrende, zermürbende Konflikte, die nicht lösbar erscheinen
  • schwere Schicksalsschläge

Das griechische Wort „Krisis“ bedeutet Entscheidung oder Wendepunkt. Eine gut bewältigte Krise wird Ihr Leben bereichern und Sie wieder mit Glück und Zufriedenheit verbinden. Wir sollten dankbar sein für unsere Lebenskrisen, denn wenn wir sie freundlich anschauen, sind sie das Tor zu etwas Neuem hin, häufig zu Schönerem und Besserem, das Tor zu einem glücklicheren Leben.

Auf die die Frage des Gedichts „was bleibt, wenn nichts mehr bleibt“?“ finden wir keine Antworten auf der Oberfläche unseres Daseins. Wir müssen stattdessen zu unseren Tiefenschichten durchdringen, was zweifelsohne mühsam sein kann. Wenn wir uns diesen Fragen stellen, begeben wir uns in einen anstrengenden Kampf, der häufig den Einsatz unserer ganzen Existenz erfordert. Dabei geht es ans Eingemachte. Aber dieser Einsatz lohnt sich, weil wir dadurch gestärkt hervorgehen und dem Leben und unseren Mitmenschen wieder erhobenen Hauptes begegnen können. Zu diesem mutigen Einsatz möchte ich Sie und mich ermuntern. Die Wunden, die jeder Kampf mit sich bringt, werden verheilen. Die Narben, die bleiben, werden uns stolz und demütig zugleich an diese Zeit erinnern.