Fragezeichen
Was bleibt,
Wenn nichts mehr bleibt?
Ein für allemal?
Was trägt,
Wenn nichts mehr trägt?
Wenn der tragende Grund
Als Abgrund sich erweist?
Was begründet dich,
Wenn nichts mehr gründet?
Wenn das Fundament deiner Existenz
Sich morsch und brüchig zeigt?
Was hält,
Wenn alles haltlos wird?
Wenn die Haltlosigkeit deines Daseins offenbar wird -
Und du ins nachtschwarze Nichts zu fallen drohst?
Wenn nichts mehr zu machen ist?
Und sich auf Fragen keine Antworten mehr einstellen?
Was ist zu tun,
Wenn alles Machbare getan
Was?
Kaum einer kommt umhin, sich irgendwann einmal in seinem Leben die grundsätzlichen Fragen nach dem „was“ und dem „warum“ zu stellen. Die Krisen in unserem Leben zwingen uns dazu. Krisen, egal welcher Art, drängen uns dazu darüber nachzudenken, was in unserem Leben nicht mehr stimmt. Sie zeigen die Notwendigkeit einer Veränderung auf und ermuntern uns zum Handeln. Durch den Leidensdruck der Krise wird ein Mensch aufgefordert, sein Leben, seine Beziehungen, seine Arbeit etc. neu zu überdenken. Krisen sind Wegweiser in eine neue Richtung.
Krisen gehören zum Leben, auch wenn wir uns in solchen Zeiten kaum vorstellen können, dass wieder Licht ins Dunkel unseres Daseins kommt. Doch sie haben auch ein anderes, viel freundlicheres Gesicht: Sie können auf positive Veränderungen hinweisen und Kräfte ungeahnten Ausmaßes freisetzen. Das gilt für persönliche Lebenskrisen ebenso wie für Krisen in unserer Partnerschaft oder bei der Arbeit.
Doch manchmal haben wir nicht genügend Kraft für die Bewältigung unserer Schwierigkeiten. Wir stecken fest zwischen dem Wissen, dass Altes und Gewohntes verloren gegangen ist und das Neue – die Lösung des Problems – uns noch nicht zur Verfügung steht. Wir befinden uns dann in einer typischen Schwellensituation. Diese Erfahrung, auch Krise genannt, kann mit sehr intensiven und ständig wechselnden Emotionen verbunden sein und ein tiefes Gefühl von Unsicherheit auslösen. Manche Menschen entwickeln in dieser Zeit – ausgelöst durch das Erleben von Handlungsunfähigkeit und Ohnmacht – Ängste und Depressionen, verbunden mit dem Gefühl, vielleicht „verrückt“ zu werden. Das Selbstwertgefühl schwindet. Hier kann Beratung und Begleitung helfen, wieder Boden unter den Füßen zu spüren und verantwortbare Lösungen zu finden.
Das griechische Wort „Krisis“ bedeutet Entscheidung oder Wendepunkt. Eine gut bewältigte Krise wird Ihr Leben bereichern und Sie wieder mit Glück und Zufriedenheit verbinden. Wir sollten dankbar sein für unsere Lebenskrisen, denn wenn wir sie freundlich anschauen, sind sie das Tor zu etwas Neuem hin, häufig zu Schönerem und Besserem, das Tor zu einem glücklicheren Leben.
Auf die die Frage des Gedichts „was bleibt, wenn nichts mehr bleibt“?“ finden wir keine Antworten auf der Oberfläche unseres Daseins. Wir müssen stattdessen zu unseren Tiefenschichten durchdringen, was zweifelsohne mühsam sein kann. Wenn wir uns diesen Fragen stellen, begeben wir uns in einen anstrengenden Kampf, der häufig den Einsatz unserer ganzen Existenz erfordert. Dabei geht es ans Eingemachte. Aber dieser Einsatz lohnt sich, weil wir dadurch gestärkt hervorgehen und dem Leben und unseren Mitmenschen wieder erhobenen Hauptes begegnen können. Zu diesem mutigen Einsatz möchte ich Sie und mich ermuntern. Die Wunden, die jeder Kampf mit sich bringt, werden verheilen. Die Narben, die bleiben, werden uns stolz und demütig zugleich an diese Zeit erinnern.